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Freitag, den 19. Oktober 2012 um 05:02 Uhr

Aufnahme organischer Schadstoffe in Pflanzen bisher unterschätzt?

Die Aufnahme organischer Schadstoffe durch Pflanzen könnte bisher wesentlich unterschätzt worden sein. Das schreiben Wissenschaftler im Fachblatt „Environmental Science & Technology“. Das Forscherteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), von Bioforsk Norwegen und der Technischen Universität Dresden hatte die Aufnahme von Abbauprodukten des Desinfektionsmittels Triclosan beispielhaft an Karotten im Labor untersucht.

Zwischen Aussaat und Ernte können Ackerpflanzen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Chemikalien in Kontakt kommen. Dazu gehören nicht nur Pestizide, die absichtlich ausgebracht werden, sondern auch Schadstoffe, die durch die Verwendung von Gülle und Klärschlamm als Dünger auf die Felder gelangen können. In trockenen Regionen wie zum Beispiel im Mittelmeer-Raum, in dem ein Großteil des bei uns verzehrten Gemüses produziert wird, können auch durch die Bewässerung mit behandeltem Abwasser Schadstoffe auf die Felder gebracht werden. Das Spektrum reicht dabei von Human- und Veterinärarzneimitteln über Verbindungen aus kosmetischen Produkten bis hin zu Flammschutzmitteln. Zahlreiche Studien zeigen, dass Anteile dieser Verbindungen dann von Pflanzen aufgenommen werden und so in die Nahrung von Tieren und Menschen gelangen können. Das Ausmaß dieser Aufnahme wird in den letzten Jahren verstärkt untersucht und kann für bestimmte Stoffe bereits anhand von Modellen abgeschätzt werden.

Die Untersuchungen haben nun gezeigt, dass organische Schadstoffe nicht nur von Pflanzen aufgenommen, sondern je nach ihrer Struktur dann auch innerhalb der Pflanzen verändert werden können. „In unseren Untersuchungen haben wir uns auf Stoffe konzentriert, die vor allem mit Klärschlamm eingetragen werden können. Darunter ist auch Triclosan, ein Stoff, der das Wachstum von Bakterien und Pilzen hemmt und deshalb in Seifen und Kosmetika, aber teilweise auch in Kleidung eingesetzt wird. Bei Karotten konnten wir sowohl in Zellkulturen, aber auch an ganzen Pflanzen zeigen, dass der Anteil des umgewandelten Triclosan etwa fünfmal so hoch war wie der Anteil des unveränderten Triclosans“, erklärt Prof. Thorsten Reemtsma vom UFZ. Dies bedeutet, dass die tatsächliche Aufnahme von Triclosan sechsmal so hoch war, wie anhand der Triclosan-Konzentration in der Pflanze festzustellen war.
Für solche Schadstoffe, die in Pflanzen umgewandelt werden, ist in bisherigen Studien die tatsächliche Aufnahme also unterschätzt worden.

In weitere Studien wollen die Forscher dies anhand anderer Verbindungen und auch in anderen Pflanzen untersuchen, um das tatsächliche Ausmaß besser abschätzen zu können. Dabei wollen die deutschen auch mit israelischen und jordanischen Forschern zusammenarbeiten, denn in den Mittelmeerländern gewinnt die Bewässerung mit behandeltem Abwasser in der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung, da die Grundwasservorräte dort knapper werden. Die Untersuchungen sind auch deshalb wichtig, weil ein Teil der in Pflanzen umgewandelten Schadstoffe nach dem Verzehr der Pflanze wieder in die ursprüngliche Form zurück verwandelt werden kann. In solchen Fällen wäre bisher also nicht nur die Aufnahme in Pflanzen, sondern auch die Aufnahme durch den Menschen unterschätzt worden.


Chemikalien in der Umwelt

Am UFZ untersuchen etwa 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Umweltchemie, Ökotoxikologie, chemischen und biologischen Analytik, Umweltimmunologie bis hin zur Genetik das komplexe Verhalten chemischer Stoffe. Sie kombinieren chemische und biologische Analysemethoden, um Schadstoffen in der Umwelt auf die Spur zu kommen. Sie wollen herausfinden, ob es tatsächlich die üblichen Verdächtigen sind oder ob möglicherweise Spurenstoffe, Abbauprodukte oder Kombinationswirkungen von Chemikalien langfristig Probleme bereiten können. “Chemikalien in der Umwelt” ist daher das Thema des neuen UFZ-Spezial. Mehr zum Thema „Wasserlösliche Stoffe im Visier“ lesen Sie dort auf S.11:

http://www.ufz.de/index.php?de=30896


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.ufz.de/index.php?de=30876

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) (10/2012)

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