Volltextsuche

Donnerstag, den 04. Oktober 2012 um 06:33 Uhr

RNA-Moleküle packen aus - Forscher klären, wie Erbinformationen in Zellen gelesen werden

Die richtige Verpackung der DNA im Zellkern entscheidet darüber, ob die genetische Information sicher verstaut ist oder aktiv abgelesen werden kann. Regensburger und Münchner Wissenschaftler haben jetzt gezeigt, dass kleine RNA-Moleküle die verpackte DNA gezielt zugänglich machen und so das Ablesen bzw. Abschreiben der DNA ermöglichen.

Unsere Erbinformation ist auf einem etwa zwei Meter langen und zwei Milliardstel Meter (Nanometer) schmalen DNA-Molekül verschlüsselt. Dieser extrem dünne und empfindliche DNA-Faden ist an Proteine gebunden, die das Molekül geschützt und kompakt in dem 100.000-fach kleineren Zellkern unterbringen. Die verpackte DNA, die auch als Chromatin (DNA-Protein-Komplex) bezeichnet wird, ist dabei wie die Perlen einer Kette auf Millionen von aneinander gereihten, kleinen Proteinspulen aufgewickelt. Die Perlenkette liegt demnach nicht ausgestreckt vor, sondern ist mehrfach gewunden. Das auf diese Weise stark verdichtete Chromatin schützt die DNA, jedoch wird diese gleichzeitig unzugänglich für das Auslesen der enthaltenen Erbinformation. Entsprechend muss die Zelle Mechanismen besitzen, um die jeweils benötigte Information zu finden und die entsprechende DNA-Region gezielt auszupacken.

Zwei Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Gernot Längst (Universität Regensburg) und Prof. Dr. Axel Imhof (LMU München) konnten nun bei der Fruchtfliege Drosophila einen neuen Mechanismus identifizieren, bei dem sogenannte snoRNA-Moleküle an das Chromatin binden und die DNA-Verpackung gezielt öffnen. Auf diese Weise ermöglichen sie das Auslesen der Erbinformation. snoRNAs sind kleine RNA-Moleküle, die in großer Zahl im Zellkern vorkommen, aber bislang von der Forschung mit anderen Aufgaben in der Zelle in Verbindung gebracht wurden.

Wie es zu fehlerhaften Freilegungen der DNA-Verpackung und damit zur Degeneration von Zellen kommen kann, ist eine der zentralen Fragestellungen der Entwicklungsbiologie und der Tumormedizin. Die Untersuchungen aus Regensburg und München ermöglichen ein tieferes Verständnis dieser Prozesse. Es gilt nun zu untersuchen, inwieweit sich die Beobachtungen der Forscher auch für Säugetierarten bestätigen lassen.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.uni-regensburg.de/pressearchiv/pressemitteilung/216807.html

Quelle: Universität Regensburg (10/2012)


Die Ergebnisse sind vor Kurzem in der renommierten Fachzeitschrift „Molecular Cell“ veröffentlicht worden (DOI:10.1016/j.molcel.2012.08.021).

Zur Originalveröffentlichung
http://www.cell.com/molecular-cell/abstract/S1097-2765%2812%2900739-3?switch=standard

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.