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Donnerstag, den 15. September 2016 um 05:04 Uhr

Erstmaliger Brutnachweis des Zwergsägers in Deutschland unterstützt durch DNA Barcoding

Der Zwergsäger (Mergellus albellus) ist normalerweise eine nur im hohen Norden brütende Vogelart. Dennoch wurden zwischen 2012 und 2014 übersommernde Zwergsäger im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen (Kreis Viersen, Nordrhein-Westfalen) beobachtet. Im Juni 2015 gelang dem Team des Projektes German Barcode of Life (GBOL) am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) in Bonn zusammen mit Fachleuten der Biologischen Station Krickenbecker Seen erstmalig ein Brutnachweis des Zwergsägers für Deutschland. Mittels einer Kombination aus Feldbeobachtung, Schalenhaut- und DNA-Analyse konnte eindeutig gezeigt werden, dass die Art erfolgreich weit südlich ihrer üblichen Brutverbreitung gebrütet hat.

Südlich des Taigagürtels brüten Zwergsäger nur sehr selten. In Nordrhein-Westfalen ist der Zwergsäger ein regelmäßiger Durchzügler und Wintergast, das bedeutendste Wintervorkommen liegt im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“. Dieser Fund ist der erste Reproduktionsnachweis der Art für Deutschland und belegt gleichzeitig eines der wenigen aktuellen Brutvorkommen in Mitteleuropa. Die Herkunft der Vögel ist unklar, es könnte sich um Gefangenschaftsflüchtlinge handeln.

„Wir waren schon sehr erstaunt, obwohl man natürlich theoretisch erwarten kann, dass sich Tiere einer Art erfolgreich reproduzieren, die auch zwei Sommer hier beobachtet werden konnten“ erläutert Stefani Pleines, verantwortlich für Gebiets- und Projektbetreuung in der Biologischen Station Krickenbecker Seen „Aus mindestens einem Ei schlüpfte ein Jungvogel. Auch wenn wir nicht wissen, ob er noch lebt, bleibt es spannend, zu beobachten, ob sich dauerhaft eine Brutpopulation bilden kann“ ergänzt Helmut Klein, der die Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in der Biologischen Station Krickenbecker Seen betreut. Tatsächlich brüteten auch 2016 wieder Zwergsäger erfolgreich im Gebiet: acht Jungvögel wurden beobachtet. „Die Daten sind für die GBOL-Datenbank extrem wertvoll, weil sie helfen, aktuelle Bestandsentwicklungen abzubilden. Hier sind die Voraussetzungen geschaffen, auch in Zukunft schnell und sicher Interpretationen auf der Basis präziser Daten zu liefern“ freut sich Björn Rulik, Taxonomischer Koordinator GBOL am ZFMK, über den Fund und über die Methode. „Es ist extrem hilfreich, neben den üblichen Methoden der Feldarbeit auch „Reste“ von Individuen wie eine Eihaut einsetzen zu können, um einen genauen Überblick über das Reproduktionsverhalten von Arten einer Region zu erhalten“ hebt Dr. Till Töpfer, Sektionsleiter der Ornithologie am ZFMK, die Stärke der neuen integrativen Vorgehensweise hervor. „Die Daten werden in der Datenbank BOLD im Internet jedem zugänglich gemacht, so dass die Informationen frei zugänglich sind“ zeigt Jana Thormann, technische Assistentin GBOL am ZFMK einen weiteren Vorteil auf.

Hintergrundinformation: Der Zwergsäger, ein Vertreter der Entenvögel, ist die kleinste Sägerart weltweit. Die Männchen zeichnen sich durch eine besonders schöne weiße Gefiederfärbung mit schwarzen Streifen und Flecken aus, während die Weibchen schlichter grau mit helleren Flanken gefärbt sind. Ihr Kopf und die Halsseiten weisen einen rotbraunen Farbton auf. Sie sind Baumhöhlenbrüter in Gewässernähe. Zwergsäger ernähren sich überwiegend von kleineren Fischen, die sie tauchend erbeuten. Um ihre Beute besser festhalten zu können, ist ihr Schnabelrand sägeartig mit modifizierten Hornzähnchen besetzt. Daher werden sie als Säger bezeichnet.


Den Artikel finden Sie unter:

https://idw-online.de/de/news658974

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e. V.  / Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (09/2016)


Publikation:
KLEIN, H. P.; PLEINES, S.; THORMANN, J.; RULIK, B. & TÖPFER, T. (2016): Erste Brut des Zwergsägers Mergellus albellus in Deutschland im NSG Krickenbecker Seen, Kreis Viersen. – Charadrius – Bonn, 51(2): 57-62.

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