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Dienstag, den 09. März 2010 um 08:56 Uhr

Forscher identifizieren Eiweißmolekül, das die Fettspeicherung kontrolliert

Ein Wissenschaftlerteam unter Führung von Annette Schürmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun ein Eiweißmolekül identifiziert, das die Fettspeicherung fördert. Das Protein sorgt dafür, dass die von hoch spezialisierten Fettzellen aufgenommenen Lipide in Form großer Fetttröpfchen gespeichert werden können. Zudem wirkt es dem Fettabbau entgegen. „Unsere am Mausmodell gewonnenen Ergebnisse tragen dazu bei, die molekulare Regulation der Fettspeicherung besser zu verstehen“, sagt Annette Schürmann. Das Eiweißmolekül sei interessant, da es auch im menschlichen Fettgewebe eine Rolle spielt.

Das Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftler der Universitäten Münster und Leipzig sowie des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried gehören, veröffentlichte seine Studienergebnisse in der Fachzeitschrift Molecular and Cellular Biology (Angela Hommel et al., 2010; DOI:10.1128/MCB.01269-09).

Überschüssige Nahrungsenergie wird langfristig in Form von Körperfett gespeichert. Dies ist seit langem bekannt - weitgehend unbekannt sind dagegen die molekularen Mechanismen, welche die Fettspeicherung regulieren. Um diese genauer zu untersuchen, nutzte das Team um Annette Schürmann einerseits ein Zellkulturmodell und andererseits ein besonderes Mausmodell. Bei letzterem handelt es sich um Tiere, bei denen im Vergleich zu Kontrollmäusen die Forscher das Eiweißmolekül ARFRP1 spezifisch entfernten. Durch den Vergleich der physiologischen Daten der Mäuse, die in ihrem Fettgewebe kein ARFRP1-Protein produzieren, mit den Daten von Kontrolltieren konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse auf die Funktion des Eiweißmoleküls ziehen. Ebenso lieferten zusätzliche Zellkulturexperimente ergänzende biochemische Daten.

Die Tiere ohne ARFRP1 speicherten die Lipide kaum im Fettgewebe; die in den einzelnen Fettzellen eingelagerten Fetttröpfchen waren winzig. Zusätzliche biochemische Analysen zeigten darüber hinaus, dass ein fettabbauendes Enzym (hormone-sensitive lipase) stärker aktiviert wurde. Der Speicherdefekt des Fettgewebes hatte zur Folge, dass die Tiere Lipide bereits im Alter von nur sieben Tagen in anderen Geweben wie der Leber einlagerten - ein Vorgang, der zu einer Insulinresistenz führen kann, einer Vorstufe des Typ-2-Diabetes.

„Aufgrund unserer Daten gehen wir davon aus, dass das identifizierte Protein gleichzeitig zwei Prozesse reguliert. Einerseits fördert es die Fusion kleiner Fettpartikel zu größeren Fetttropfen. Andererseits hemmt es den enzymatischen Fettabbau“, erklärt Angela Hommel, Erstautorin der Studie. Damit sei die Forschung wieder ein kleines Stückchen weitergekommen, um die molekularen Grundlagen der Fettspeicherung zu verstehen, ergänzt Annette Schürmann.

Die Wissenschaftler gehen derzeit nicht davon aus, dass ihre Erkenntnisse in naher Zukunft dazu genutzt werden können, neue Medikamententherapien gegen krankhaftes Übergewicht zu entwickeln. Denn das identifizierte Protein spielt auch während der Embryonalentwicklung sowie in anderen Organen wie der Leber, den Nieren oder dem Gehirn eine wichtige Rolle. Würde man also beispielsweise versuchen, die Wirkung des Proteins ARFRP1 und damit auch die Fettspeicherung medikamentös zu unterdrücken, wären sicher zu starke Nebenwirkungen zu erwarten. Allerdings stellt die von der Arbeitsgruppe Schürmann entwickelte Maus ein neues Modell zur Untersuchung der Ursachen und Mechanismen der Insulinresistenz dar. „Aufgrund der defekten Fettspeicherung im Fettgewebe lagert der Körper Fette in anderen Organen, wie z.B. der Leber, dem Skelettmuskel und dem Herz ein, wie es auch bei übergewichtigen und adipösen Personen beobachtet wird. Diese ‚fehlerhafte’ Fettspeicherung wird mit einer verminderten Insulinwirkung in Verbindung gebracht, deren molekularen Ursachen nun in unserem Modell aufgeklärt werden können“, sagt Annette Schürmann.

Den Artikel  finden Sie unter:

http://www.dife.de/de/index.php?request=/de/presse/pressemitteilungen/2010_03_08.php

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) (03/2010)

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