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Montag, den 17. Februar 2020 um 04:49 Uhr

Massenspektrometrie für die Präzisionsmedizin: Berliner Spitzenforschung bündelt Expertise

Forschungsgruppen der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) bündeln mit weiteren Berliner Partnern ihre herausragende Expertise in der Massenspektrometrie zu einem Forschungskern. Ziel des Konsortiums MSTARS ist es, die Technologie für den Einsatz in der Patientenversorgung weiterzuentwickeln und für die Analyse der Therapieresistenz zu nutzen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben für mindestens drei Jahre mit insgesamt rund 5,7 Millionen Euro.

Viele Jahre lang galt die umfassende Analyse von Genen als Methode der Wahl, um komplexe Krankheiten wie Krebs besser zu verstehen und Patientinnen und Patienten immer individueller behandeln zu können. Der Ansatz zeigte Erfolg und mündete in zahlreichen neuen gezielten Behandlungsformen. „Man wusste jedoch schon sehr früh, dass der Verlauf einer Krankheit nicht nur von den Genen allein bestimmt wird“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Direktor des Charité Comprehensive Cancer Centers (CCCC) und einer der vier gleichberechtigten Koordinatoren des Projekts. „Stattdessen kommt es oft darauf an, in welchem Umfang diese Gene in Proteine übersetzt werden, wie die Proteine miteinander interagieren oder wie genau der Stoffwechsel bei der Erkrankung abläuft. Die Massenspektrometrie ermöglicht es, schnell und umfassend Biomoleküle zu identifizieren und zu quantifizieren. Diese Technologie werden wir deshalb nutzen, um das Zusammenspiel krankheitsrelevanter Zellkomponenten besser zu verstehen und dadurch die Präzisionsmedizin, also die individuelle Behandlung von Patientinnen und Patienten, weiter zu verbessern.“

Die drei weiteren Koordinatoren des MSTARS-Konsortiums sind Prof. Dr. Matthias Selbach, Leiter der Gruppe Proteom-Dynamik am MDC, Prof. Dr. Markus Ralser, Leiter des Instituts für Biochemie der Charité, sowie Prof. Dr. Frederick Klauschen vom Institut für Pathologie der Charité. Wissenschaftliche Partner des Projekts sind zahlreiche weitere Experten aus Charité und MDC sowie dem Berlin Institute of Health (BIH), der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik. „Mit der Gründung des neuen Forschungskerns vereinigen wir die Berliner Expertise im Bereich Massenspektrometrie, Patientenversorgung und Datenanalyse unter einem Dach“, sagt Prof. Selbach. „Indem wir das erstklassige Fachwissen der unterschiedlichen Institutionen und Disziplinen mit der breiten klinischen Expertise der Charité zusammenbringen, werden wir die Technologie der Massenspektrometrie weiterentwickeln und für die klinische Praxis nutzen können.“

„Ein wesentliches Ziel dabei ist es, massenspektrometrische Methoden noch robuster und reproduzierbarer zu machen“, ergänzt Prof. Ralser. „Um mit der Technologie die Patientenversorgung verbessern zu können, müssen wir außerdem in der Lage sein, große Probenmengen in kurzer Zeit zu analysieren. Dazu werden wir Kapazitäten aufbauen und standardisierte Arbeitsabläufe von der Probengewinnung bis zum Datenmanagement etablieren.“

Die Infrastruktur, die das Konsortium aufbauen wird, eignet sich grundsätzlich für die Analyse verschiedenster Krankheiten. Als erstes Anwendungsbeispiel werden sich die Forschungsgruppen auf die Untersuchung der Therapieresistenz bei Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinomen fokussieren. „Für diese Tumorerkrankungen gibt es moderne Behandlungsstrategien, die auf bestimmte genetische Fehlfunktionen in dem Krebsgewebe des jeweiligen Patienten abzielen“, erklärt Prof. Klauschen. „Aus bisher ungeklärten Gründen funktionieren diese Therapien bei einigen Patienten sehr gut, während sie bei anderen Personen mit derselben genetischen Ausstattung aber keine Wirkung zeigen. Wir möchten die Gewebeproben per Massenspektrometrie untersuchen, um diese Patientengruppen auseinanderzuhalten und so die Entscheidung für oder gegen eine solche Therapie im individuellen Fall zu vereinfachen.“ Dafür ist die Analyse großer Datenmengen nötig, für die auch Methoden der künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen.

Massenspektrometrie
Die Massenspektrometrie ist ein technisches Verfahren zur Analyse der Masse von Molekülen und Atomen. Die zu untersuchende Substanz wird dabei in eine Gasphase überführt und anschließend ionisiert. Die entstandenen Ionen werden mithilfe eines elektrischen Feldes stark beschleunigt und in der Analyseeinheit des Massenspektrometers nach dem Verhältnis ihrer Masse zu ihrer Ladung sortiert. Das Massenspektrum einer Substanz gibt Aufschluss über ihre molekulare Zusammensetzung. Daher eignet sich die Massenspektrometrie zur Identifizierung, Charakterisierung und Quantifizierung einer Vielzahl von Biomolekülen, wie Proteinen, Metaboliten, Zuckern und Fetten, die sich je nach Krankheitsbild und Individuum anders verhalten.


Den Artikel finden Sie unter:

https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/massenspektrometrie_fuer_die_praezisionsmedizin_berliner_spitzenforschung_buendelt_expertise/

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin (02/2020)

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