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Dienstag, den 16. April 2019 um 07:50 Uhr

RNA-Transport in Neuronen - Staufen2 erkennt seine Ziel-Transkripte auf komplexe Weise

Ein Wissenschaftlerteam des Helmholtz Zentrums München und der Universität Ulm hat entdeckt, dass der neuronale Transportfaktor Staufen2 auf viel komplexere Art als bisher bekannt seine Zieltranskripte abtastet und an sie bindet. Der RNA-Transport erfolgt in sehr komplexen Protein-RNA-Partikeln, deren Aufbau und Spezifität noch schlecht verstanden werden. Mit den jetzt im Journal Nature Communications veröffentlichten Erkenntnissen sind neue Ansätze zum besseren Verständnis möglich.

Staufen2 ist ein neuronales RNA-Bindeprotein, das während der Neurogenese eine wichtige Rolle bei der Differenzierung von neuralen Vorläuferzellen spielt. Hinzu kommt, dass es ein zentraler Faktor für den RNA-Transport zu Synapsen und damit wichtig für die synaptische Plastizität, die Grundlage von Gedächtnis und Erinnerungsbildung ist.

Das Wissenschaftsteam um Prof. Dr. Dierk Niessing, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Strukturbiologie (STB) am Helmholtz Zentrum München sowie Professor und Leiter des Instituts für Pharmazeutische Biotechnologie an der Universität Ulm, konnte zeigen, dass die RNA-bindenden Domänen (dsRBDs) 1 und 2 des mStau2-Proteins mit gleicher Affinität und Kinetik an mRNA bindet, wie die Domänen 3-4. Von Letzteren nahm man bisher an, dass sie allein für eine mRNA-Bindung ausreichend wären. Während die Bindung dieser sogenannten Tandem-Domänen eher flüchtig ist, erkennen alle vier RNA-Bindedomänen ihre Ziel-RNA mit hoher Stabilität.

Bisherige Studien legten nahe, dass nur zwei RNA-Bindedomänen in Staufen2, nämlich dsRBD 3 und 4, für die Bindung zuständig sind. Trotzdem gelang es bis jetzt nicht, die für den RNA-Transport notwendige stabile Bindung im Reagenzglas nachzustellen. „Dieses Problem ist nun gelöst“, sagt Niessing, „denn nun ist klar, dass dsRBDs 1 und 2 ebenfalls für eine stabile Bindung notwendig sind. Mit Hilfe verschiedener strukturbiologischer und biophysikalischen Techniken konnten wir das Verhalten von dsRBD 1 und 2 aufzeigen“. „Hier wurde ersichtlich, dass Staufen2 seine Ziel-RNAs auf viel komplexere Art als bisher angenommen erkennt“, fügt Dr. Simone Heber, Erstautorin des Artikels und Postdoc am STB, hinzu. „Staufen2 tastet seine Transskripte nämlich insgesamt mit vier RNA-Bindedomänen ab und bindet daran“. Die Studie erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Prof. Michael Sattler, Direktor des STB und Leiter des NMR-Zentrums des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München sowie mit Dr. Anne Ephrussi, Head of Unit „Developmental Biology“ am EMBL Heidelberg.

Das Staufen2-Protein ist wichtig für die Bildung unserer Erinnerung und unseres Gedächtnisses. Dieser Vorgang ist bis heute nicht gut verstanden. In einer alternden Gesellschaft ist die Forschung zu diesem Thema von zentralem Interesse, da sie hilft, die molekularen Grundlagen und Prinzipien von Lernen und Erinnerung besser zu verstehen.


Den Artikel finden Sie unter:

https://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/46188/index.html

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (04/2019)


Publikation:
Simone Heber et al. (2019): Staufen2-mediated RNA recognition and localization requires combinatorial action of multiple domains. Nature communications: DOI 10.1038/s41467-019-09655-3 https://www.nature.com/articles/s41467-019-09655-3

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